Dienstag, 16. Dezember 2008

Ohne Liebe geht's nicht

Man sollte nicht in ein Konzert gehen und dort jemanden auf der Bühne sehen, in den man mal doch ziemlich sicher ein kleines bisschen fast ganz verliebt war. Selbst wenn man die Tatsache vorhersieht, selbst wenn man den Betreffenden schon vor Wochen auf den Sperrmüll gelegt hat, selbst wenn man ihn da auf der Bühne dann nur irgendwie, aber nicht so richtig interessant findet - die Vergangenheit holt einen in Form der Unabgeschlossenheit und Fragwürdigkeit ein. Nachdem man sich fast sicher ist, dass man gesehen wurde, überlegt man am Ende, doch vielleicht ein bisschen zu warten, um dem Zufall zu helfen. Wäre dann aber doch blöd, und draußen im Dunklen zu warten ist es weniger. Es ist nur bibbernd kalt, und mit jedem Menschen, der nach mir rauskommt und nicht er ist, komme ich mir bescheuerter vor. Ich gehe, dann sage ich mir, dass das aber Aufgeben auf halber Strecke ist, und schlendere wieder zurück. Nun bin ich im Gegenverkehr, und so bescheuert, wie ich mir vorkomme, müsste er jetzt eigentlich rauskommen, um mich in der Peinlichkeit zu ertappen. Wer kommt, ist ein früherer Kollege, mit dem ich äußerst nett plaudere, unter anderem, weil ich denke, dass der andere inzwischen rauskommen könnte. Das Ergebnis der netten Unterhaltung ist aber nur, dass mich bis auf die Knochen friert. Ich frage mich, ob ich ihn wohl übersehen habe, nachdem schon einige Bekannte weg sind. Aber nicht alle, wie mir auffällt. Ob er wohl absichtlich ein langes Gespräch angefangen hat, damit er mir nicht über den Weg laufen muss? Und warum tangiert mich das überhaupt? Weil ich in der Menschheitsgeschichte leider nicht der erste Mensch bin, der es schafft, ohne tolles Ende und ohne befriedigenden Grund zu akzeptieren, dass der andere einfach verschwunden ist.

Hätte ich es anders gemacht? Vielleicht nicht. Bei ihm hätte sich die Frage nicht gestellt, weil ich ihn attraktiv gefunden hätte, aber vielleicht hätte ich mich bei einem anderen ähnlich verhalten. Oder? Könnte ich so ein Depp sein? Hab ich nicht schon einmal gesagt "Edles Auto!" und eigentlich gemeint "Was für eine Protzkarre!!"? Hab ich nicht schon einmal gehört "Das war nett, das sollten wir wiederholen." und darauf geantwortet "Ehr, Iiijaaaa." und tief im Inneren gedacht "Nicht wirklich, das war mir zu oberflächlich und uninteressant." Der Subtext ist angekommen, aber hätte ich nicht offen sein müssen? Ich war halt in neun von zehn Fällen diejenige, die mit Verlust und Enttäuschung fertig werden musste, und nicht die, die sie austeilen musste.

Ist es nicht traurig, dass ich mich im Fortgehen noch zehnmal umwandte? Dass ich ernsthaft eine halbe Sekunde dachte, vielleicht schalte ich mal mein Handy an, weil...? Dass ich traurig war, dass diese eine Gelegenheit, ihn zu sehen, nun so verpufft war? Ich bin aber ein wenig traurig, weil es nun wohl heißt: Move on, your time's up, your time's over.

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